Die queere Szene fördern

Die queere Szene Münchens droht zu verschwinden. Im Jahr 2000 gab es noch weit mehr als 60 Bars, Restaurants, Cafés, Saunen, Diskotheken und Einzelhandelsgeschäfte für queeres Publikum in München. Die Müllerstraße war früher das Herz des als Regebogenviertel international bekannten Glockenbachviertels. Davon ist wenig übriggeblieben. Heterosexuelle Gastronomie- und Gewerbebetriebe haben die Angebote für LGBTIQ* weitgehend verdrängt. Dabei leben in München so viele LGBTIQ* wie noch nie zuvor.

Themenpapier zum Download: Queere Szene fördern (PDF, 237 kB)

Ein queeres Szeneviertel als Rückzugs- und Schutzraum für LGBTIQ* ermöglicht freiheitliches und selbstbestimmtes Leben.

Die Zahl von homo-, bi-, trans-, und interfeindlich motivierten Straftaten steigt in Deutschland und auch in München an. Im ILGA Report 2021 erreicht Deutschland lediglich einen Gleichstellungsscore von 52% und liegt damit im Mittelfeld, weit abgeschlagen hinter Spitzenreiter Malta mit 92%. Das subjektive Sicherheitsgefühl in der Szene verschlechtert sich. Homofeindliche (homophobe) Beschimpfungen und Ausgrenzungen finden auf der Straße ebenso statt, wie auf der öffentlichen Bühne - insbesondere durch Vertreter*innen rechter Bewegungen wie der AfD, aber auch durch vermeintlich wertkonservative Politiker*innen etablierter Parteien. Ein klarer Ausdruck dafür, dass die Gesellschaft weiter nach rechts rückt. Kurzum: Homofeindlichkeit ist wieder auf dem Vormarsch.

Ein queeres Szeneviertel bietet einen Rückzugs- und Schutzraum ohne Angst vor Diskriminierung aus Ausgrenzung.

Neben dem besseren Schutz vor gewalttätigen Übergriffen, spielen Szeneviertel für LGBTIQ* eine wichtige Rolle für die gesellschaftliche Integration von Queers während und nach dem Outing. In Szenevierteln finden sie Anlaufpunkte und Beratungsstellen, dort fühlen sie sich integriert und zugehörig. Ein Szeneviertel ermöglicht LGBTIQ* die Freiheit zu erfahren, die für Heterosexuelle überall selbstverständlich ist.

Ein queeres Szeneviertel fördert eine bunte Stadtgesellschaft.

Die Münchner*innen wünschen sich ein vielfältiges und attraktives Kultur- und Freizeitangebot in ihrer Stadt. Mit zahlreichen Straßenfesten, Kulturgruppen, oder schlicht mit außergewöhnlichen Gastro- und Gewerbeangeboten leistet die queere Community dazu seit Jahrzehnten einen maßgeblichen Beitrag. Die extrem hohen Mieten in der Münchner Innenstadt machen es jedoch fast unmöglich, neue queere Gastro- und Gewerbekonzepte zu etablieren. Die Konsequenz davon lässt sich heute bereits besichtigen: Große Ketten und austauschbare gastronomische Angebote vernichten den individuellen Charakter des Glockenbachviertels. Die hohen Mieten im Viertel verdrängen außerdem Queers mit geringem Einkommen in die Randbezirke der Stadt. Davon sind besonders Studierende, Kunstschaffende, aber auch ältere LGBTIQ* betroffen, die viel zum Leben in einem Stadtviertel beitragen.

Unsere Forderungen

München soll die queer-freundlichste Stadt Europas werden

Wir fordern eine städtische Initiative um München zur queer-freundlichsten Stadt Europas zu machen. Münchens Ruf unter LGBTIQ* hat stark gelitten – und das zu Recht. Das Szenesterben hat bedrohliche Ausmaße angenommen und es ist an der Zeit gegenzusteuern. Deshalb soll die Stadt München sich ein ambitioniertes Ziel setzen. In relevanten Rankings, wie dem Wellbeing Index, belegt München Platz 44 – weit abgeschlagen hinter Städten wie Reykjavik, Amsterdam oder Gent. Im LUST-Ranking der 25 liberalsten Städte, wird München überhaupt nicht aufgeführt. Es ist an der Zeit aufzuholen! Insbesondere durch ein starkes Engagement zur Förderung der queeren Szene, sowie durch sichtbare Maßnahmen zur Schaffung eines offeneren und toleranteren Klimas gegenüber LGBTIQ* muss München sich ins Spitzenfeld vorarbeiten.

Ein queeres Museum für München

Wir fordern die Gründung eines queeren Museums durch die Stadt München. Unsere Stadt war schon immer ein Zentrum der LGBTIQ*-Kultur und jahrelang berühmt für ihre queere Szene. Dieser Beitrag der queeren Kultur zur Stadtgeschichte soll mit der Neugründung eines queeren Museums Rechnung getragen werden. Das von der Stadt neu einzurichtende Museum soll sich mit einer Dauerausstellung der queeren Geschichte in München, Bayern und Deutschland widmen. Als lebendige Institution soll das queere Museum aber auch Raum für queere Kunst bieten und in abwechselnden Sonderausstellungen die Werke queerer Künstler*innen und Kunst, die sich mit queeren Themen beschäftigt, zeigen. Angesiedelt im Glockenbachviertel, soll von dieser neuen Institution ein starker Impuls zur Stärkung der queeren Szene in München ausgehen.

Mehr Sichtbarkeit für queere Symbole im städtischen Raum

Wir fordern mehr queere Symbole im städtischen Raum anzubringen. Die queere Szene droht aus dem Münchner Stadtbild zu verschwinden. LGBTIQ* verlieren damit ihren Rückzugs- und Schutzraum. Viele, die zum Feiern ins Glockenbachviertel kommen, wissen nicht, dass hier das Herz der queeren Community schlägt. Deshalb soll die Stadt München das queere Leben im Viertel durch Installationen im öffentlichen Raum betonen. Wie andere Metropolen auf der ganzen Welt, sollen auch in München die Symbole der queeren Community dauerhaft sichtbar sein. Dazu zählen beispielsweise Pride-Fahnen an Laternen, queere Ampelsymbole, Fußgängerübergänge in Pride-Farben, sowie prominent platzierte Kunstinstallationen im öffentlichen Raum. Durch das Anbringen dieser Symbole, insbesondere in der Müller- und Hans-Sach-Straße, soll München zum Ausdruck bringen, dass hier die queere Community der Stadt zuhause ist. Internationale Vernetzung mit queeren Städtepartnerschaften Wir fordern das Einrichten queerer Städtepartnerschaften. Die queere Szene hat in München viel erreicht, aber es gibt auch noch viel zu tun. Wir wollen ein Netzwerk queerer Communities aufbauen, um voneinander zu lernen und uns gegenseitig unterstützen zu können. Munich Kyiv Queer dient dabei als Vorbild.

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